Es ist Gründerzeit, die 1890er Jahre, als das deutsche Militär in der Hauptstadt Berlin vor neue Herausforderungen in der Artillerie gestellt wird: Die Einwohnerzahl wächst, die Stadt verdichtet sich und die Reichweite der Waffen wird immer größer, sodass Übungen und Erprobungen nicht mehr innerstädtisch stattfinden können. Es wird beschlossen, im Berliner Umland eine große Kasernenanlage nahe des Schießplatzes Jüterbog und mit direkter Anbindung an die Bahn aufzubauen. Innerhalb von sechs Jahren entsteht hier ein neuer Stadtteil, der fast für ein ganzes Jahrhundert eine militärische Rolle spielen wird.
"Zu Jüterbog haben wir einen besonderen Bezug, weil wir hier groß geworden sind. Für uns macht die Geschichte von Jüterbog II eine wichtige Besonderheit unserer Heimat aus. Jüterbog II ist wie ein rotes Tuch, ein Teil der Stadt, in dem man selbst als Kind selten war und auch heute selten ist. Das Faszinierende für uns ist vor allem die besondere Bauweise und der Charme der Architektur von damals, der es für unsere Fotografie so reizbar macht. Für uns strahlen die Gebäude eine gewisse Macht aus. Es ist spannend, die Veränderungen der unmittelbaren Umgebung mitzuverfolgen, öfter an die selben Orten zu gehen und den Ist-Stand auf Bildern festzuhalten, um Überbleibsel der Vegangenheit zu konservieren."
1897 erhält Jüterbog II mit der Streckenverlängerung der Königlich Preußischen Militäreisenbahn einen eigenen Bahnanschluss. Während des Ersten Weltkrieges von 1914 bis 1918 werden hier neue Waffen im Truppeneinsatz getestet. Aus dem gesamten Deutschen Reich kommen Soldaten hierher, um bewegliche und feste Geschütze der Artillerie zu erproben und sich ausbilden zu lassen. Mit dem Frieden und der Abrüstung infolge des Versailler Vertrags wird es ruhiger. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten wächst die Garnison ab 1933 erneut erheblich. Während dieser Zeit operiert hier hochspezialisierte militärische Elite - Jüterbog II ist damals die einzige Ausbildungsstelle für die Artillerie der Wehrmacht. Am 20. April 1945 übernimmt die sowjetische Armee das Gelände und bleibt bis zum Abzug 1992. Nun rollen die Panzer durch Jüterbog und über den angrenzenden Truppenübungsplatz. Bald reicht die alte deutsche militärische Infrastruktur nicht mehr aus, es kommen ein weiterer Truppenübungsplatz, diverse Kasernen, Wohnhäuser, Garagen, Tanklager und Führungsbunker hinzu. Jüterbog und die Militärorte in der Umgebung werden nach Wünsdorf die wichtigste Militärbasis der Streitkräfte der Sowjetunion in Deutschland. Genaue Zahlen zur Besatzungsstärke der Garnison sind nicht bekannt, Schätzungen gehen zwischenzeitlich von bis zu 40.000 Personen aus. Ihnen stehen circa 15.000 zivile Einwohner Jüterbogs gegenüber.
Mit Abzug der letzten russischen Soldaten 1992 beginnt die Konversion. Die militärtechnischen Einrichtungen und deren Bereiche werden abgerissen und das Gelände fast vollständig von Spuren der sowjetischen Nutzung bereinigt. Einige Flächen werden noch von den Sowjets selbst an Privatinverstoren verkauft, wobei die Liegenschaften zum damaligen Zeitpunkt bereits Eigentum der Bundesrepublik Deutschlands sind. Die ehemals militärisch genutzten Areale sind im Gespräch als Standort für den neuen Hauptstadtflughafen. Die Planungen um den Flughafen locken Immobilienspekulanten an. Gebäude in Jüterbog II werden zu etwa 85 Prozent verkauft. Dann entscheidet man sich dafür, den Flughafen in dem Berlin näheren Schönefeld zu bauen. Ausbau und Entwicklung der verkauften Liegenschaften in Jüterbog kommt zum Erliegen. Bis heute steckt hier viel Potenzial, das nicht voll erschöpft wurde.
Wer heute auf einer geführten Tour, die von der Stadtinformation angeboten wird, durch Jüterbog II läuft, entdeckt einen ruhigen und grünen Stadtteil mit direktem Anschluss an Europas größte Skate-Strecke und ein Netz an ausgewiesenen Wanderwegen. Militärgeschichte und zivile Nutzung sind hier eng verbunden: Eigentumshäuschen, vermietete Wohnblöcke und eine Kirche, die ein religiöser Anlaufpunkt für viele Russlanddeutsche ist, lassen die Vergangenheit heute noch erahnen. Aber: Wer hier noch mehr als eine Handvoll Indizien auf eine Sowjetarmee entdecken will, der muss schon ziemlich genau hinsehen. Viel ist heute überwachsen, abgerissen oder überbaut.
Eine große Solaranlage steht heute da, wo einst Armeetechnik stand und die Großkaserne von 1896 bietet älteren Menschen im Betreuten Wohnen ein Zuhause. Auch auf eigene Faust können Gäste Jüterbog II erleben. Es gibt eine militärhistorische Stadtroute, die mittels Stelen und eines Flyers durch den Stadtteil lotst.
"Jüterbog hat eine lange und faszinierende Militärgeschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurück reicht. Sie ist vor allem noch in Jüterbog II greifbar. Viele der alten roten Backsteinhäuser stehen heute noch als Zeitzeugen dicht an dicht in diesem Stadtteil. Ein Rundgang bietet einen faszinierenden Kontrast zwischen den teilweise sanierten Bauten, in die wieder Leben eingekehrt ist und den noch im Dornröschenschlaf liegenden verlassenen Häusern, die sich die Natur langsam aber stätig erobert."
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